Die Geschichte der Abteilung Binsdorf
„Gott zur Ehr dem nächsten zur Wehr“ — nach diesem Leitsatz richtet sich die Feuerwehr Binsdorf seit dem 12. Januar 1874. Zu dieser Zeit wurde in Binsdorf eine Pflichtfeuerwehr eingesetzt, welche 1880 eigene Statuten besaß und einen militärischen Führungsstil erkennen ließ.
Diese Wehr startete mit 70 Mann in neuer Uniform sowie Butten, Schapfen und einer Handdruckspritze. Die Führung hatten Kommandant Kohler (Stadtschultheiß) und sein Adjutant Fabian Majocco.
Am 2. Juli 1886 wurde in der Oberamtsstadt Sulz eine Bezirksfeuerlöschordnung erstellt, in welcher sich bestimmte Nachbarwehren zu einem Brandhilfeverband zusammenschlossen. Binsdorf schloss sich mit Erlaheim, Rosenfeld und Isingen zusammen.
Das Jahr 1889 war ein sehr bedeutendes für die damalige Wehr, denn in diesem Jahr wurde eine pferdebespannte Saug-Druckspritze beschafft, welche noch heute ihren Dienst bei historischen Umzügen oder Übungen mit Bravour leistet.
Die Stadt Binsdorf wurde mehrmals Opfer von Brandkatastrophen. Der erste dokumentierte Feuersturm zog im Jahre 1513 durch die Binsdorfer Gassen. Dieser legte 49 Wohnhäuser und 16 Hofstätten in Schutt und Asche. In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs wurde unser Kloster ein Raub der Flammen. Auch die Loretokapelle musste 1661 nach einem Brand wieder hergestellt werden. Dem 2. Großbrand am 8. September 1799 fielen 48 Häuser nebst Stallungen zum Opfer.
Doch die bedeutendste Katastrophe stellte der Stadtbrand am 17. September 1904 dar, bei der 93 von insgesamt 125 Häusern zerstört wurden. Da sich Binsdorf auf einer Hochfläche befindet, deren Basis Buntsandstein bildet, war neben dem Wind, der durch die Gassen fegte, das fehlende Löschwasser eines der größten Probleme. Wie durch ein Wunder konnte im sonst komplett zerstörten Stadtzentrum die Kirche und das Kloster vor den Flammen gerettet werden.
Auf Grund der mangelnden Löschwasserversorgung wurde 1905 eiligst der Bau einer Wasserleitung in Angriff genommen. Hierzu wurden insgesamt 10 Quellen gefasst und über ein Pumpwerk, welches in der früheren Binsdorfer Mühle (Reichherzerhof) im Stunzachtal eingerichtet wurde, in einen Wasserbehälter auf der „Schlüpfe“ gefördert. Desweiteren wurde im Stadtkern eine Zisterne mit ca 50m³ angelegt, welche noch heute durch den Bäckerbrunnen gespeist wird. Diese Zisterne war über Jahrzehnte hinweg für unsere Feuerwehr die einzige ausreichende Wasserversorgung für den Stadtkern. Um auch in trockenen Zeiten über genügend Wasser zu verfügen, wurde die Pumpstation im Jahre 1953 um einen Tiefbrunnen erweitert. In den nachfolgenden Jahren wurde die Förderkapazität dieser Wasserversorgung durch den Einbau einer Turbine weiter verbessert und Binsdorf war somit für die damaligen Anforderungen gut gerüstet.
Doch nun wieder zurück in die frühen 1900er, denn am 15. März 1906 wurde in der Stadt Binsdorf die freiwillige Feuerwehr gegründet und bereits wenige Monate später, am 24. September 1906, trat eine neue Feuerlöschordnung in Kraft.
Zum 50-jährigen Gründungsjubiläum lud die Feuerwehr am 13. Juli 1924 ein. Das Fest wurde mit einer Schauübung und einem Festzug umrahmt. Die damals noch lebenden Gründungskameraden Wilhelm Eberhart (Stadtschultheiß) und Philipp Stehle (Landwirt) wurden besonders herzlich zum Fest geladen.
Bereits im Jahre 1936 folgte eine weitere Umorganisation der Feuerwehr. Markus Raible wurde zum Oberkommandanten von 53 Feuerwehrmännern ernannt. In dieser Zeit erhielten die Kameraden die erste Motorbetriebene Tragkraftspritze samt Anhänger. In den nachfolgenden Kriegsjahren übernahm die erste Feuerwehrfrau die Führung der Feuerwehr (1940-1945), da Kommandant Raible und viele andere zum Militär einberufen wurde.
In den Nachkriegsjahren wurde die Feuerwehr weiter modernisiert, 1960 durften wir eine TS8 mit VW-Motor unser Eigen nennen und bereits vier Jahre später stellte das Innenministerium unserer Feuerwehr ein TLF8 bereit.
Allerdings mit der Auflage, dass sich eine entsprechende Mannschaft für den überörtlichen Katastrophenschutz verpflichtet. Die entsprechenden Kameraden übten daher zusammen mit der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz.
Am 1. Januar 1974 wurden wir im Zuge der Eingemeindung zur „Feuerwehr Geislingen – Abteilung Binsdorf“ umbenannt.
In den folgenden Jahren bauten wir unter Kommandant Franz Stehle unseren ersten „Floriansraum“ im Rathaus.
Einige Jahre später, am 17.12.1980, durfte Stadtpfarrer Streble das neue TSF segnen, welches die Binsdorfer Wehr mit neuer Technik ausstattete. Ganz besonders werteten die vier neuen Atemschutzgeräte die Übungsdienste auf, doch vor allem wurden die Einsätze für die im Innenangriff tätigen Kameraden sicherer. Dies war ein weiterer Schritt zum besseren Schutz der Binsdorfer Einwohner.
Unter Kommandant Horst Berner feierte die Binsdorfer Wehr im Jahr 1984 ihr 110-jähriges Bestehen.
Das zweitägige Fest wurde mit einer Schauübung abgerundet.
Im nachfolgenden Jahr konnten wir unser Feuerwehrmagazin bei einem „Tag der offenen Türe“ der Bevölkerung vorstellen. Dieses wurde in 700 Stunden Eigenleistung von Grund auf renoviert.
Im Jahre 1993 wurde bei der Feuerwehr Binsdorf eine Altersabteilung gegründet, welche von Ehrenkommandant Franz Stehle geleitet wird. Die Altersabteilung startete mit neun noch sehr aktiven ehemaligen Wehrmännern, die bei jeder Veranstaltung mit Rat und Tat der Einsatzabteilung zur Seite stehen.
Ebenfalls in diesem Jahr zeigte sich die Binsdorfer Wehr verantwortlich für das Stellen des Maibaums. Bei guter Witterung und umrahmt von der Stadtkapelle war die Veranstaltung ein voller Erfolg.
Nach 1500 Stunden Eigenleistung konnte Kommandant Bruno Bühler am 19. und 20.05.1995 den sehr gelungenen Mannschaftsraum, unser „Florian“, zusammen mit zahlreichen Gästen und Pfarrer Hammer einweihen. Eine große Überraschung war der Besuch von Bürgermeister Piela und Kommandant Hulnè aus Breitenbach im Elsaß. Die Feuerwehr aus Breitenbach war auf der Suche nach einer deutschen Partnerwehr.
Beim Kreisfeuerwehrfest in Frommen am 07.07.1996 marschierten wir gemeinsam mit unserer angehenden Partnerwehr aus Breitenbach (Elsaß) im Festumzug mit. Anschließend verliehen Bürgermeister Piela und Kommandant Hulnè unserem Kommandanten Bruno Bühler das Ritterkreuz des Zivilschutzes von Frankreich.
Vom 11. bis 13.06.1999 durften wir unser 125-jähriges Bestehen feiern.
Am Freitagabend marschierten wir mit der Fahnenabordnung und musikalischer Begleitung auf den Friedhof zur Totenehrung und gedachten den verstorbenen Kameraden gedachten.
Am Samstag schickten wir 27 Wehren auf eine Orientierungsfahrt quer durch den Zollernalbkreis.
Nachmittags boten wir den Gästen eine Schauübung der Gesamtwehr, angenommen wurde ein Dachstuhlbrand im Lagerbereich der Geislinger Bank.
Am Abend hieß es dann Tanz mit den Maikreiner Musikanten, die für jung und alt spielten, was das Herz begehrte.
Nach dem Frühschoppen am Sonntagvormittag führte ein Festzug zusammen mit unseren Kameraden aus Breitenbach durch den Ort. Dieser wurde von unserer historischen Spritze und den beiden Fahnenabordnungen angeführt.
Höhepunkt nach dem offiziellen Empfang mit zahlreichen Grußworten war das Unterzeichnen der Partnerschaftsurkunden. Die Urkunden in deutsch und französisch wurden von den beiden Kommandanten Hulnè und Bühler sowie der beiden Bürgermeistern Piela und Pauli incl. Ortsvorstehern unterschrieben.
Am Nachmittag ging es mit einer Feuerwehrolympiade für Vereine und Gruppen weiter.
Am 23.11.2002 wurde mit den Arbeiten der neuen Garage begonnen.
Die Firma Koch begann mit den Ausgrabungen, einige Kameraden stellten anschließend das Schnurgerüst. Bereits am 9.12. wurde die Bodenplatte von unseren Kameraden gegossen.
Am 8. Februar 2003 wurde der Dachstuhl aufgerichtet und wir konnten Richtfest feiern. Nach unzähligen Stunden der Eigenleistung an unserer neuen Garage pflasterten wir im August den Hof und den Weg zum Spielplatz.
Am 17. Januar 2003 um 15:30 Uhr wurden wir zum größten Brand der letzten 50 Jahre in Binsdorf alarmiert.
Neben dem Paradies stand eine Doppelhaushälfte im Vollbrand, nach einiger Zeit drohte das Feuer auf den Dachstuhl der leer stehenden zweiten Haushälfte überzugreifen. Die Wehren aus Binsdorf, Erlaheim, Geislingen sowie die Drehleiter aus Balingen und ein LF aus Frommern waren im Einsatz.
Gegen 17 Uhr war das Feuer unter Kontrolle, unsere Kameraden hatten jedoch noch einige Nachlöscharbeiten in der kommenden Nacht vor sich.
Am 26. September 2003 konnten wir endlich unser neue LF 8/6 in Gingen an der Brenz bei der Firma Ziegler entgegennehmen. Einige Kameraden wurden direkt im Werk in die neue Technik eingewiesen.
Pfarrer Junginger weihte am 30. April 2004 die neue Garage sowie das neue LF 8/6. Anschließend übergab Bürgermeister Pauli den Schlüssel für die Garage und das neue Löschgruppenfahrzeug an die Binsdorfer Wehr. Am Abend stellten wir zum 10. Mal den Maibaum und der erste Tag fand seinen gemütlichen Ausklang im Festzelt vor dem Rathaus. An den darauffolgenden beiden Tagen hatte die Feuerwehr Binsdorf „Tag der offenen Türe“ und präsentierte das neue Gebäude sowie das moderne Fahrzeug der Bevölkerung.
Am 19. September fand ein Gedenkgottesdienst zum Stadtbrand vor 100 Jahren statt. Am Nachmittag führten wir eine historische Übung am Schulhaus durch und veranschaulichten dadurch die Löschversuche vom 17. September 1904. Gegen Abend entzündeten wir ein Gedenkfeuer, das an den Stadtbrand erinnern sollte.
Im Jahr 2007 trieb ein Brandstifter sein Unwesen im Stadtgebiet.
Die Feuerwehren wurden zu 4 Bränden gerufen, die beiden schlimmsten Brandstätten waren der Schafhof und die Dreschhalle in Geislingen.
In den darauffolgenden Jahren erhielten alle Abteilungen eine einheitliche Schutzkleidung,
welche den neuen Vorgaben entspricht.
Am 16. Juni 2012 starteten wir mit unserem ersten Elfmeter Turnier, das trotz schleppender Anmeldungen ein voller Erfolg wurde.
Am 6. August 2013 gegen 15 Uhr brach über Binsdorf ein Unwetter mit extremem Hagel herein.
Unzählige Dächer wurden beschädigt, insgesamt wurden 116 Einsatzstellen angefahren und über 500 Einsatzstunden geleistet. Mit Unterstützung der Drehleiter aus Mössingen am ersten Tag und der Drehleiter aus Rosenfeld an allen 4 Einsatztagen konnten unzählige Ziegel ausgetauscht, Dachfenster abgedichtet und Dächer mit Planen abgedeckt werden.
Anfang 2013 erhielten wir ein Budget zur Beschaffung eines MTW für unsere Abteilung.
Bereits im Oktober 2013 kauften wir einen gebrauchten VW T5, welchen wir über mehrere Monate hinweg in Eigenleistung zu einem Einsatzfahrzeug umbauten.
Somit können die nachrückenden Kräfte der Abt. Binsdorf nun auch schnell und sicher an die Einsatzstelle gelangen. Ein besonderer Dank gilt den folgenden Firmen, welche uns zusätzlich unterstützten:
Autohaus Bauer GmbH | E.G.O. Control Systems GmbH | VILA Metallbau
Auch die Kleinen kommen bei uns nicht zu kurz. Seit 2013 beteiligen wir uns an den Entdeckertagen der Grundschule Binsdorf-Erlaheim. An mehreren Veranstaltungen erfahren die Kinder, was es heißt, bei der Feuerwehr zu sein und was unsere Aufgaben sind.
Für interessierte Jugendliche besteht auch die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr einzutreten und somit die Basis für eine spannende Karriere in der Feuerwehr zu schaffen. Bei Interesse darf sich vertrauensvoll an jeden Feuerwehrangehörigen gewandt werden.